Gegen das Vergessen
Besuch der Klassen 9a und 9b im ehemaligen Konzentrationslager Dachau
Der Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau am 30. September 2016 hinterließ in den Klassen 9a/b ein bedrückendes Gefühl. Denn den Ort zu besichtigen, an dem Tausenden Menschen während der Nazi-Diktatur unsägliches Leid widerfahren ist, ist doch etwas anderes, als nur darüber zu lesen oder im Geschichtsunterricht davon zu hören. Ein fachkundiger Lehrer brachte uns in Dachau die wichtigsten Daten und Fakten nahe.
Das am 22. März 1933 errichtete Konzentrationslager Dachau war das erste in Deutschland. Es war kein Vernichtungslager sondern galt als ein Arbeitslager. Allerdings starben dennoch sehr viele Inhaftierte durch schwerste Arbeit, Krankheit und Entbehrungen oder wurden willkürlich umgebracht.
Es gab insgesamt ca. 200 000 Häftlinge in Dachau, darunter etwa 800 Frauen. Widerstandskämpfer, Kriegsgefangene, Juden, Geistliche, politisch und religiös Andersdenkende sowie Homosexuelle wurden in „Schutzhaft“ genommen. Sobald man Häftling war, verlor man all seine Rechte und seinen Namen. Die eigene Identität war ausgelöscht. Nicht nur Deutsche wurden inhaftiert. Als das Lager am 29. April 1945 befreit wurde, befanden sich 32 verschiedene Nationalitäten dort. 32 000 Menschen starben im KZ–Dachau.
Strafen und Alltag im KZ
Im KZ gab es eine Disziplinar-und Strafordnung. Der SS-Bewacher legte nach eigenem Gutdünken fest, was ein Vergehen war. Das konnte schon eine Kleinigkeit sein wie eine falsche Antwort. Ein Fleck auf dem Fußboden, ein abgerissener Knopf oder etwa Betten, die nicht absolut gleich gemacht aussahen, konnten zu drastischen Strafen führen. Die Gefangenen waren der Schikane und Willkür dieser Leute völlig ausgesetzt.
Berüchtigt als Strafen waren die „3Bs“ von Dachau:
- Bunker: Dunkelhaft, Isolation, Essensentzug
- Baum: mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen
aufgehängt stundenlang über dem Boden schweben
- Bock: auf einen Holzbock geschnallt, 25 Schläge mit einem Lederriemen,
Häftling musste laut mitzählen, fiel er dabei in Ohnmacht, wurde die Strafe
wiederholt
Auch der normale Häftlingstag forderte viel:
- 4 Uhr wecken
- bis 5 Uhr waschen und frühstücken
- 5 Uhr - 6 Uhr strammstehen auf dem Appellplatz bei jedem Wetter
- 6 Uhr -12 Uhr arbeiten
- 12 Uhr – 13 Uhr Pause und Mittagessen: nur eine warme Suppe
- 13 Uhr – 20 Uhr arbeiten
- Abendappell bis 21 Uhr
- 21.30 Uhr Licht aus
Der Sonntag war bis 1937 arbeitsfrei. Aber dann wurde das Lager erweitert und so mussten die Gefangenen 7 Tage die Woche arbeiten. Ein Teil der Menschen wurde im Lager zum Arbeiten eingesetzt. Andere arbeiteten unter Bewachung außerhalb des Lagers z.B. im Straßenbau oder in der Rüstungsindustrie. Die Arbeitsbedingungen waren sehr hart, vor allem hatten die entkräfteten Häftlinge nicht genügend zu essen. Auch die medizinische Versorgung war katastrophal. Ebenso verschlechterte sich die Unterbringung in den Baracken.
Unterbringung und Chancen der Häftlinge zu überleben
In der Lagerstraße waren 17 Baracken mit je vier Stuben errichtet worden. Zwei Baracken wurden nach 1960 rekonstruiert. In den ersten Jahren teilten sich 54 Insassen eine Stube. Gegen Ende des Krieges wohnten etwa 400 Menschen in einer Stube.
Bunker, Wirtschaftshaus, Toiletten und Waschraum sind noch original. Auch das erste Krematorium aus dem Jahr 1939 ist noch erhalten. Es wurden 11 000 Leichen verbrannt.1943 entstand das große Krematorium, das als „Baracke x“ bezeichnet wurde. Hier wurden Gefangene in Duschräumen vergast. Die angebrachten Duschköpfe an der Decke waren nur Attrappen. Das Gas wurde seitlich bzw. von oben eingeleitet.
Aber auch im Lager entstand eine Hierarchie. Die Überlebenschancen waren abhängig von der Nationalität und dem erlernten Beruf. Westeuropäer waren besser gestellt als Osteuropäer, Handwerker, die man brauchte besser als Lehrer oder Geistliche. Auf der untersten Stufe standen Juden. Arbeiten in der Schreibstube, Küche und Kantine waren besonders begehrt.
Das Lager war gut gesichert mit einem Elektrozaun, einem Schutzgraben, einer acht Meter breiten Schutzzone und Wachtürmen. Auf Flüchtende durfte ohne Vorwarnung geschossen werden. Allerdings unternahmen nur drei Häftlinge einen Fluchtversuch. Denn man glaubte an den zynischen Spruch am Eingangstor „Arbeit macht frei“.
Befreiung
Amerikanische Truppen erlösten die inhaftierten Menschen von ihrem Leid.
Das Lager bot bis 1960 vielen Vertriebenen Unterkunft. Die Bürger Dachaus wollten danach diese Stätte des Grauens nicht mehr in ihrem Stadtbild haben. Aber sowohl ehemalige Häftlinge des Lagers als auch betroffene Angehörige setzten sich dafür ein, dass eine Mahn- und Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen KZ errichtet werden sollte. Sie wird jedes Jahr von Hunderttausenden Menschen aus aller Welt besucht.
Klasse 9a
Gedanken und Empfindungen der Schüler nach dem Besuch:
Oliwia (15):
Schon als ich durch das Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ trat, hatte
ich ein bedrückendes Gefühl.
Michaela (15):
Es ist wirklich schrecklich, was damals passiert ist und die Menschen
erleben mussten. Ich hoffe, dass sich so etwas nicht wiederholt.
Süleyman (17):
Grausam fand ich die Strafen und dass Menschen gefoltert wurden. Ich
möchte das niemals erleben müssen.
Selina (14):
Ich war erschüttert, als ich die Wand sah, an der Häftlinge grundlos
erschossen wurden.
Aynur (14):
Ich hoffe, dass sich die Ereignisse dieser Zeit nie wiederholen und ich auch
keinen Krieg erleben muss. Die Lage der Menschen im KZ war fürchterlich.
Dzeneta (14):
Schlimm fand ich auch den Toilettenraum. Man hatte keine Intimsphäre. Alle mussten sich gegenseitig zuschauen.
Timo (15):
Schrecklich waren die Bestrafungen und schlimmen Foltermethoden.
Percy (15):
Die harten Strafen und wie die Häftlinge behandelt wurden, dies war so unmenschlich.
Andreas (14):
Der Tod so vieler unschuldiger Menschen machte mich betroffen.
Robert (14):
Die Lebensbedingungen im Lager schockierten mich.
Alin (16):
Entsetzlich fand ich, dass Menschen vergast , erschossen und viele Tausend Leichen verbrannt wurden.
Baha (14):
Die „Baracke x“ und das Krematorium waren Furcht einflößend.
Ejmen (14):
Als besonders grausam empfand ich den Bunker: Dunkelheit, allein und nur jeden 4. Tag etwas zu essen.
Serkan (14):
Übel fand ich, dass in den Zellen im Sommer die Heizung aufgedreht, aber im Winter zugedreht wurde.
Arina (16):
Das Krematorium hat mich entsetzt. Niemals möchte ich so eine Zeit erleben.
David (17):
Unvorstellbar, dass 400 Menschen in einem relativ kleinen Raum schlafen und leben mussten.